DIE DRITTE KAMMER - RAUSCHEN (Bonn 1998)


Der Aquarist

Die heutige Gleichsetzung des "Pittoresken" mit dem Begriff des "Kitsches" resultiert aus der Entscheidung der Geschichte, das Pittoreske intellektuell auszugrenzen und es mit solch negativen Eigenschaften wie "Sentimentalität" und Realitätsflucht" zu belegen. Überlebt haben pittoreske Elemente z. B. im Film, im Comic und in Computerspielen. Auch die Produktwerbung hat sich in dem jetzt fast weltumspannenden Mono-System des Kapitalismus großflächig vieler pittoresker Stimmungsbilder bemächtigt. Diese historisch oft mißbrauchte und deshalb von der Kunst preisgegebene Formensprache wurde so Opfer der alles bestimmenden Körper -Geist– Dichotomie unserer Epoche. Die rufmordenden Gefahren des Sinnlichen brachten viele Künstler zu der Entscheidung, sich der Seite des Geistes und der Reflexion anzuschließen. Und das nicht zuletzt, weil das Pittoreske in allen revolutionären Phasen Europas als reaktionär eingeschätzt wurde.

(Siehe auch die Publikation: "Es grünt so grün...", Bonner Kunstverein, 1998)