DIE DRITTE KAMMER - AGGREGAT


In vielen Science-Fiction-Filmen der letzten Jahre beherrschen Verknüpfungen von mittelalterlichen Feudalstrukturen mit einer High-Tech-Bewegung in den Weltraum das Bild. Aber nicht nur im Film schreitet technologisches Wachstum rasant nach vorn und expandiert unaufhaltsam ins All. Auch unser Alltag wird von dieser Erneuerungswut in die Zukunft vorwärts getrieben. Soziale Errungenschaften jedoch verharren weiterhin im Korsett lang tradierter Hierarchien. Dazu gehören immer noch festgelegte Arbeitsteilungen; zumindest jedoch stehen schiefe und einseitige Entwicklungen sozial ausgereifteren Formen von Zusammenarbeit im Wege. In der Kunstwelt herrscht vorrangig der Geniekult, in der Arbeitswelt das darwinistische Prinzip des Stärkeren.

Der Bifurkationspunkt unserer künstlerischen Entwicklung nun, an dem wir uns zu einer kooperativen Arbeitsweise entschieden, ist von der Einsicht gekennzeichnet, dieses hierarchische Korsett als unfruchtbar und lähmend zu empfinden. Auch klärte sich für uns der Unterschied zwischen „Aggregat“ und „System“. Bis dahin hatte jeder für sich Ideen „angehäuft“, jetzt wollten wir sie gemeinsam in ein Ganzes strukturieren. So stand vor einiger Zeit der Entschluß, unser parallel laufendes künstlerisches Tun so miteinander zu verflechten, daß die sogenannte Handschrift zwar weiterhin erkennbar bleiben kann, für uns die Frage danach aber zweitrangig wurde.

Was für uns von da an zählte, war die Einkreisung einer gemeinsamen Idee mit all unseren künstlerischen Mitteln, die wir mit dem emblematischen Begriff „Die Dritte Kammer“ belegten. Der Verschmelzung der Interessen geht ein jahrelanger Prozeß der Annäherung voraus, der durchaus weiterhin anhält. Die Entscheidung, gemeinsam vernachlässigte urbane Situationen in Gärten zu verwandeln, enthält das Schlüsselmoment, unsere Radarschirme so geschickt übereinanderzuschieben, daß sich unsere Erlebnismittelpunkte verbinden und sich das Feld der Lösungsangebote erweitern konnten.