DIE DRITTE KAMMER - DER AECHTE BLUMIST


Vom "Nicht-Ort" des Utopisten zum "Ganz-Anderen-Ort" des Heterotopisten - die Beschreibung dieses Übergangs ist eine der Aufgaben der Malerei. Eine Utopie wird nicht gebaut, nicht realisiert, ihre Darstellungsform ist sprachlich, manchmal planerisch, zeichnerisch. Eine Heterotypie hingegen gestaltet sich direkt aus dem tabuisierten, nicht öffentlichen Raum, subversiv, entgegen den Regeln des allgemein verständlichen, lesbaren Stadtraums. Der Denkraum des Utopisten, der niemandem gehört, also nicht intim sein kann, birgt die Gefahr in sich, angefüllt mit reiner Sprache, seine sinnlichen, haptischen Darstellungsmöglichkeiten einzubüßen. Der subversive Raum des Intimen, das sich geschickt dem Zugriff des Öffentlichen entzieht, ist sprachlos mächtig, aber unvermittelbar. Ähnlich dem "Bett der Eltern" läßt sich im "hintersten Winkel des Gartens" so eine intime, öffentlich schwer zu vereinnahmende Spielfläche erblicken, an der sich darum Phantasien entzünden. Die Malerei ist das Medium, das diesem tabuisierten Ort seine öffentliche Würde verleiht, ohne die aus ihm hervorwachsenden Phantasien zu verraten.
Der "hinterste Winkel des Gartens" übt die schärfste Kritik an der Stadt, ohne sich damit Gehör verschaffen zu können. Damit der "hinterste Winkel des Gartens" in seinem wahren Wert dem öffentlichen Bewußtsein entschlüsselt werden kann, ist es die Aufgabe des Heterotopisten, auf den "Winkel" zu verweisen, aus ihm eine Gegenwelt herauszuschälen. Es bedarf des Visionärs, um den Gartenwinkel in einen übergreifenden Zusammenhang zu setzen und des Pragmatikers, um den gärtnerischen Möglichkeiten des "hintersten Winkel des Gartens" exemplarisch Gestalt zu verleihen. Der Demagoge hat dann die Aufgabe, die innewohnende gesellschaftliche Relevanz des Gartenwinkels von einer Stelle aus zu vermitteln, die das öffentliche Ohr erreicht. Im Garten werden Raum-Zeiteinheiten neu formatiert und traumbildende Maßnahmen ergriffen. Dank dieser Maßnahmen bietet sich dem Maler die Aufgabe an, den Garten in seiner "Kritik an der Stadt" zu unterstützen.