DIE DRITTE KAMMER - IN DEN FÜGUNGEN


Die Stadt ist ein ökologischer Schlüsselfall. Energieressourcen werden massiv verbraucht; ein Vakuum entsteht. Der Druck auf jede nicht bebaute Fläche wächst. Auf diesen unbebauten Flächen Gärten zu konzipieren, erscheint als Luxus. Herausplantiert aus der Brache der Großstadt dient der Garten als Chiffre der Versöhnung. Versöhnung tut Not zwischen wasserdicht zuasphaltierten Böden, verdreckter Luft und spärlichem Grün mit amputierten Wurzeln und einer freien - von Menschenhand nicht manipulierten - Naturerscheinung, die heute nur noch selten zu finden ist. Die Gratwanderung zwischen Naturzerstörung durch das technisch unterstützte, moderne Leben des Menschen und einer willkürlich wuchernden Natur, die den Menschen mit ihren Kräften zu vernichten droht, findet in der kultivierten Natur - dem Garten - ihren Ausdruck.

So sehen wir uns veranlaßt, eine neuerliche "Luxusdebatte" zu führen, wie schon im vorrevolutionären Frankreich, als Gartenkunst, Malerei und Architektur für kurze Zeit das Prinzip der Gleichrangigkeit erfüllten. Damals hatten die Wunschbilder des Gartenlebens die Tendenz, Systeme mit utopisch geschlossenen Ordnungen zu verkörpern. Durch die Entwicklung der Bildenden Kunst in Richtung Autonomie wurde dieser Dreiklang der Künste zu einem unzusammenhängenden Mißklang deformiert, der auch heute noch bedauerlich oft unsere Stadtbilder prägt. Die Demokratisierung der Gartengestaltung ist durchaus als gesellschaftsnotwendige Veränderung zu sehen, der Preis dafür aber zeigt sich in einem Verlust an Bedeutungsräumen jenseits von Skulpturen-oder Stadtparks, jenseits von renaturierten Gebieten.

Daß alles utopische Handeln den Zug des Diktatorischen trägt, daß sich die Spielregeln der künstlerischen Freiheit als strenge Ordnungsstruktur niederschlagen und somit im Widerspruch zu tatsächlicher Verschönerung, Verbesserung und Befreiung stehen können, dessen sind wir uns bewußt.

Wir sehen aber unsere Chance darin, zunächst mit dem Rücken zur Zukunft, die Möglichkeiten der Historie einzusammeln, um dann - als Partisanen eben dieses Möglichen - mit dem Gesicht im Wind die Notwendigkeiten des Jetzt zu veranschaulichen.