DIE DRITTE KAMMER


Spielfeld

"Die Dritte Kammer“ ist ein Ort des Verweisens und Sammelns. Von hier aus bringen wir die Trabanten zur Einkreisung unserer Gedankenbilder, die wir in eine systemische Konfiguration gefaßt haben, in Umlauf. Hier untersuchen wir mit malerischen und sprachlichen Mitteln eine fehlende Verbindung zwischen dem abstrakten Denkraum der Stadt- und Gartenplaner und dem subversiven Raum des Intimen, der sich im "hintersten Winkel des Gartens" finden läßt. Dieser missing link ist für uns das Pittoreske. So bestimmt die Bild für Bild sich freilegende historische Blickachse Malerei - Garten unseren künstlerischen Prozess. Vom Nicht-Ort des Utopisten zum ganz anderen Ort des Heterotopisten - die Darstellung dieser Fuge zeigt sich uns als ein bisher wenig genutztes Spielfeld.


Frevel der Wahl

Disparat ist das Verhältnis des Menschen zur Natur seit Beginn seiner Seßhaftigkeit. Überhaupt bedeutet Menschwerdung: Distanz schafffen zur Natur. Das biblische Bild der Unschuld meint nichts anderes, als die Zeit vor dem bewußten Schlag mit dem Knochen oder dem Wurf mit dem Stein, in der Absicht zu töten oder zu verteidigen. Diese Zeit war eine Phase der dunklen Bewußtlosigkeit. Alle Instinkte wurden zu festgesetzter Zeit abgerufen, kein Spielraum für Entscheidungen blieb. So bestand das Paradies einzig aus dieser Unfähigkeit zur Wahl. Erst mit dem Einsetzen einer bewußten Distanzierung zur alles bestimmenden Natur mit Hilfe von Werkzeugen, begann der Frevel der Wahl und war die "Vertreibung" perfekt. Mit einer festen Besiedelung des Planeten erhält dieser Abstand zur Natur eine wirklich ausgeprägte Dimension. Zunächst erkämpft sich der Mensch die Stadt aus der Natur heraus (wie z. B Sümpfe trockenlegen, Wälder roden u.a.), dann mit dem Beginn des Mittelalters findet eine Trennung von Stadt und Land statt, die bis in unsere Zeit hinein anhält. Heute hat das Prinzip Stadt fast alles Natürliche unter seine Kontrolle gebracht - zumindest in den dicht besiedelten Gebieten.


Durchdringung

Die Zukunft jedoch sollte Städte hervorbringen, die wieder gleichmäßig von Natur durchdrungen sind. Es geht also nicht nur um eine in die Stadt hineingeschmuggelte Natur, die zum Handlanger der Stadt degradiert ist, weil sie darüber hinwegtäuscht, daß sich die Städte trotzdem raumgreifend und zerstörerisch ausdehnen. Nottun wirkliche Überlassungen an die Natur innerhalb der Städte.


Aufhebung der Stadt

Das "Pittoreske" beschreibt die Auflösung fest gebauter Srukturen und Konturen zugunsten einer Weichzeichnung durch natürliche Überwucherungsprozesse. Die Malerei ist ein Medium, diese in natürliche Mikrostrukturen aufgelösten Konturen architektonischer Linien überzeugend darzustellen. Sie kann die Veränderungen der neuen, von Natur durchdrungenen Stadt sichtbar machen. Mit dieser Wahl von Medium und Inhalt siedeln wir uns an zwischen dem konservativen Bezug auf eines der ältesten künstlerischen Medien - der Malerei - und einem zutiefst mit der Geschichte der linken und ökologischen Bewegung verknüpften Gedanken - der "Aufhebung der Stadt". So verbinden wir zwei scheinbar unvereinbare politische Gegensätze in unserem Werk. Wir wollen die Macht einer von uns gesetzten Mitte nutzen und mit den historischen Bezügen in unseren Bildern, aber auch mit erfundenen Wunschwelten Erkenntnisse für eine andere Zukunft schaffen.