DIE DRITTE KAMMER - TRANSFORMER (Storyboard-3)


"Das Haus der idealen Gärtner"

Die Ausgangslage

Eines unserer zentralen Anliegen ist die Wirksamkeit der Bilder, die im Gegensatz zu der die Bilder grundierenden Wirklichkeit steht. Dieses Anliegen wird in "Der Dritten Kammer" vielseitig anschaulich gemacht. Die Differenz zwischen Wirksamkeit und Wirklichkeit ist ebenfalls ein maßgeblicher Bestandteil der Utopie. Jede Utopie verweist auf ein "Nirgendwo", einen Sehnsuchtsort, der Energien freisetzt, die Impulse zur Gestaltung der Welt in die Wirklichkeit abgeben. Uns interessiert an der Utopie aber nicht der Aspekt der Nähe zur möglichen Verwirklichung, sondern die geistige Wirkkraft, die eben auch von der Realität weit entfernte Erfindungen in ihrem Bannkreis duldet. Der Utopie steht die Heterotopie gegenüber, die nach einer frühen Definition Foucaults der Traumebene der Kindheit verhaftet ist und die uns als Malern den Freiraum zur Erschaffung von Wunschorten liefert. In unseren mehrdimensionalen Bildern entwickeln wir heterotope Szenarios, die sich - ausgehend von einem utopischen Entwurf - aus der Realität in die Welt der Vorstellungen als komplexes, undurchschaubares Gebilde bauen und so einen permanenten Bedeutungstransfer erzeugen.

"Die Dritte Kammer" ist also ein virtueller Raum, in dem Gestalten und Gedanken immer wieder zu Orten von offensichtlicher Realität fusionieren, deren Bedeutung allerdings im Zweifel bleiben. Ein "Transformer" ist ein beliebtes Kinderspielzeug, das seinem Bauplan nach die unterschiedlichsten Gestalten annehmen kann. Ein Raumschiff, ein Vogel, ein Weltraum-Ritter, ein Gefährt - je nach Drehung der Einzelteile erscheint eine andere Figur. Wir haben das Projekt, das wir auf dem "Falster Versuchsgelände" bearbeiten, "Die Dritte Kammer - Transformer" genannt, weil es zwei Bereiche "Der Dritten Kammer" fusioniert, die ihre wichtigsten Pole bilden. "Das begehbare Bild" steht für den Bereich der Arbeiten auf realem Gartenboden. "Überwindung der Kenntnis" steht für den Bereich der utopischen Erfindungen, deren Realitätsgehalt von den Vorgriffen auf die Zukunft stark gedehnt wird.

Das "Haus der idealen Gärtner" entsteht nun unter dem Aspekt, einen Raum zu imaginieren, in dem auf einer rein malerischen Ebene eine zukünftige Architektur entworfen wird, die aber ungebaut und nicht zuletzt unbaubar bleibt. Sie ist das Gefäß für theoretische Zusammenhänge mit utopischem Charakter. Ihr gegenüber auf dem anderen Seeufer des "Falster Versuchsgeländes" werden wir eine Bank aufstellen, die als Heterotopie real gebaut werden soll. Die von uns permanent angesprochene historische Verknüpfung Malerei - Garten wird auch hier wieder thematisiert. Die Blickachse zwischen beiden Genres wird über den See hinweg gezogen und damit wird nicht nur eine Verbindung zwischen dem gemalten Bild und der realen Bank hergestellt, sondern auch zwischen Vorstellung und Realität.

Die im "Haus der idealen Gärtner" eingelassenen utopischen "Mosaiksteine" erhalten auf bildnerischer Ebene Gestalt und berühren über den See als Blickschleuse hinweg die heterotope Wirklichkeit gewordene Bank. Da das Haus nicht gebaut wird und die Bank die einzige optische Verankerung in der Realität darstellt, wird die Bank zum Ankerplatz der Vorstellungskraft und ihrer in die Bilder hineinreichenden Reminiszenzen. Das Bild wird also wirksam und die Bank wird wirklich.

Die Entwicklung zum Haus

In unseren Bildern visieren wir die Utopie eines "allumfassenden Gartens" an. In dem Projekt "Die Dritte Kammer - Überwindung der Kenntnis" katapultierten wir den Blickwinkel auf das gärtnerische Geschehen so radikal in die Zukunft, daß wir nicht mehr durch menschliche Vorgaben in unseren gestalterischen Freiheiten eingeschränkt waren und gleichzeitig Referenzen zu Science-Fiction-Erfindungen der letzten 30 Jahre herstellen konnten. Wir antizipierten eine nachmenschliche Rasse, die zu der Einsicht in die Notwendigkeit einer Versöhnung mit der Natur befähigt und deren Beziehung zum Planeten Erde eher kontemplativ war. Nach unserer Vorstellung nutzte sie das ehedem von Menschen als Distanzmittel zur Natur verwendete technologische Werkzeug, das in der Zwischenzeit die Entwicklung unserer Tage bei weitem übertroffen hatte, als ein Medium, eine versöhnliche Nähe zur Natur herzustellen. Die Wesen dieser Rasse nannten wir "Cytonauten", die als Reisende durch den Mikrokosmos unserer utopischen Ansätze zum Sprachrohr für die Entwicklung "unmöglicher Welten" wurden und den "absoluten Gärtner" verkörperten. Auf Raumgleitern, die Meteoriten nicht unähnlich waren, schwebten die "Cytonauten" über den Planeten. Ihre Beobachtungsflüge dienten dem Staunen, auf dem Globus selbst hinterließen sie kaum kulturelle Spuren.

Diese Episode greifen wir nun indirekt auf, indem wir wieder eine zukünftige Welt antizipieren, uns aber diesmal näher an die Gegenwart heranzoomen. Das bedeutet, wir haben es hier nicht mit einer nachmenschlichen Rasse zu tun und auch nicht mit dem "absoluten Gärtner", sondern das Bild relativiert sich. Wir befinden uns auf einer menschlichen Plattform, von der aus ein "idealer Gärtner" anvisiert wird. Die das Projekt begleitende Gärtnerfigur "Der ideale Gärtner", die aus der des "Kurators" entwickelt wurde, wie der "Cytonaut" aus der Figur des "Architekten", hat diesmal keinen poetischen Namen, weil sie ganz "nackt" für sich selbst werben soll.

Die neue zukünftige Projektion setzt voraus, daß wie zuvor eine versöhnliche, gärtnerische Haltung der Natur gegenüber eingenommen wird, daß architektonische Lösungen, die auf dem Planeten entstehen, somit an der Natur orientiert sind. Das "Haus der idealen Gärtner" ist in diesem Sinne konzipiert. Es ist aber nicht nur als praktisches, ökologisch korrektes Gebäude gedacht, sondern vereint als Architektur-Collage unterschiedliche Stile und Funktionen, die unter anderem auch der systemischen Konfiguration "Der Dritten Kammer" dienen. Wie auch schon andere historische und zeitgenössische Bauwerke (z. B. die Bauernkate, das Kloster, das Barockschloß und eine Schule in Form eines virtuellen Waldes) wird das "Haus der idealen Gärtner" zum Sinnbild für eine neue Universalgemeinschaft aus Mensch, Pflanze, Tier und Energie (gemeint ist hier nicht nur natürliche Energie, sondern auch ihre technologische Verwertung für die drei anderen Lebewesen). Das Besondere an dem Zusammenleben dieser Universalgemeinschaften ist der Ausdruck von kreatürlicher Harmonie, die in ihnen aktiv angestrebt wird und die in eine weltbildliche Auseinandersetzung mündet.

Die Blickachse

Die Rückeroberung des von der Architektur besetzten Terrains durch die Natur, die das Selbst des freien Menschen verkörpert, ist philosophische Grundlage des Englischen Landschaftsgartens. Die daraus resultierende geschwungene "malerische" Linie steht im Gegensatz zur strengen geometrischen Konstruktion des formalen Gartens der Barockzeit. Malerei und Garten gehen hier noch Hand in Hand und beeinflussen sich gegenseitig, sowohl theoretisch als auch praktisch. Die Landschaftsgärtnerei ist konkrete Malerei. Sie malt mit den Dingen der Natur in der Wirklichkeit. Ein weiteres Merkmal des Englischen Landschaftsgartens sind die Blickachsen. Sie waren Ausdruck des aufgeklärten Zeitgeistes und kulminierten in dem so genannten "Toleranz-Blick“ Dieser Blick war das zentrale Anliegen des aufgeklärten Gartenbesitzers, dem die Versöhnung kultureller und religiöser Unterschiede am Herzen lag.

Diese historische Dimension der Verbindung von Garten und Malerei ist uns ein wichtiger Ausgangspunkt bei der Recherche zu den heute möglichen Korrespondenzen, wobei uns klar ist, daß die Debatte über diese Gartenform schon vor 200 Jahren abgeschlossen wurde. Ihre intellektuelle Wirkkraft hingegen bleibt weiterhin bestehen. Durch den Verweis auf den Garten in unseren Projekten als einen Ort gesellschaftlicher und ästhetischer Relevanz wird eine Dynamik erzeugt, die der Statik des Bildes positiv entgegenwirkt. Dennoch sind die Bilder seduktiv, ein kontemplatives Moment macht sich sichtbar. Auch wenn die malerischen Oberflächenbehandlung zum Teil rechnerbezogen ist, werden idealistische Refugien dargestellt. Dynamische Projekte erfordern das Erzählen und Schreiben von Geschichten. Die Statik des Bildes eignet sich für fixe Projektionen, bei denen die Erzählungen bildimmanent bleiben. Wir verbinden diese Elemente zu mehreren Handlungsebenen und bewegen uns dadurch vom Text zum Bild, zum Garten und ebenso wieder zurück.

Das "Haus der idealen Gärtner" nun wird Gegenstand verschiedener dieser oben erwähnten Anschauungsebenen. Zum einen ist es als Architektur-Collage eine bauliche Neuschöpfung, deren Bestandteile sich sowohl auf eine weiter zurück liegende gartenarchitektonische Vergangenheit, als auch auf schon gedachte Zukunftsvisionen der jüngeren Vergangenheit beziehen. Zum anderen sind die formalen Entscheidungen auch Ausdruck unserer eigenen systemischen Interessen innerhalb "Der Dritten Kammer". Da es unser Anliegen ist, der Malerei aus dem Garten heraus einen Erneuerungsimpuls zu geben, verwenden wir das "Falster Versuchsgelände" als gartentechnische Modellsituation, in der wir Konstellationen vorfinden, die an Historisches sanft gemahnen, ohne es zu sein. Diese Referenzpunkte setzen wir punktuell als Projektionsfläche für unser spezifisches Konzept ein. Wie in einem historischen Landschaftsgarten befindet sich ein großer See inmitten des Geländes, über den hinweg sich Blickachsen erschließen, die wir für unsere Interessen indirekt im Sinne des Toleranzideals fruchtbar machen. Der See wird also zur Reflexionsebene, über die sich verschiedene Punkte spiegeln lassen. Für das Projekt wählen wir eine Blickverbindung aus und ersetzen das reale Wohnhaus auf dem Gelände durch unsere Architektur-Fiktion, um es auf der anderen Seite des Sees blicktechnisch mit einer real gebauten Bank zu verbinden. Dieses Denken in Achsen wird zum Leitstrahl beim Aufbau der künstlerischen Beziehung zum Gelände. Es bietet uns einen Boden, auf dem wir unser Anliegen, die Verbindung von Malerei und Garten unter heutigen Gesichtspunkten zu untersuchen, exemplarisch verdeutlichen können. Hier können wir sichtbar machen, daß die Malerei Darstellungsmöglichkeiten eröffnet, daß sie Realitätsschnitte veranschaulichen kann, die auf der Planungsebene der Architekten oder Gartenplaner so nicht existieren.

Die vier Farbräume

In "Der Dritten Kammer" sind in einer systemischen Konfiguration Sachverhalte eingebettet, die mit Hilfe eines repetitives Vorgehens in ständig wechselnden Variationen vorgetragen werden. Hier verwenden wir die Innenräume des "Hauses der idealen Gärtner", um eine weitere Variation durchzuspielen. Wir streben keine Lebensraumgestaltung an, sondern sehen im Querschnitt durch das Innere des Hauses eine imaginäre Projektionsfläche für unsere weltbildlichen Vorstellungen. Wie schon angedeutet, ist in der Architektur-Fiktion auf dem "Falster Versuchsgelände" der Raum für eine neue Universalgemeinschaft anvisiert, die aus Pflanze, Tier, Mensch und Energie besteht. Eine reale Koexistenz zu beschreiben, ist nicht unser Anliegen, sondern das Gebäude als Gliederungsschema einzusetzen, ist Ziel dieser Etappe des Projektes. Die vier Farbräume im schematisierten Schnitt durch das "Haus der idealen Gärtner" sind den verschiedenen Wesen der Universalgemeinschaft zugeordnet und umreissen in kurzen Sequenzen das jeweilige Wesen und seine Bedeutung im Kontext. Die Erläuterungen sind der Beginn einer Auseinandersetzung mit dem Thema Architektur - Natur - Malerei, das im "Haus der idealen Gärtner" in weiteren Etappen des Projektes "Falster Versuchsgelände" ausgebaut werden soll.

Das Blau in der Darstellung links oben entspricht der "Pflanze". Von allen Lebewesen ist die Pflanze der Erde und Atmosphäre am meisten verbunden. Unverrückbar wächst sie - mit ihren Wurzeln im Inneren der Erde verankert - in den Luftraum und verbindet durch ihren photosynthetischen Prozess alle anderen Lebewesen miteinander. Im Gegensatz zu den mobilen Lebewesen nehmen die Pflanzen große Flächen der Erde ein und sind auch in ihrer direkten räumlichen Ausdehnung Mensch und Tier überlegen. Seit langem ist speziell der Baum ein in vielen Kulturen verwendeter Träger für Weltmodelle. Seine Immobilität und die Dreifachgliederung in Wurzel, Stamm und Krone macht ihn zu einer Weltachse und gleichsam zu einem architektonischen Grundmodell, das sich in Gebäuden vieler Kulturen wiederholt. Seine heutige Gefährdung im Angesicht der Biopiraterie westlicher Konzerne macht ihn zu einem Gegenstand erhöhter Aufmerksamkeit. Unsere Zukunsftssicht, die in der "pittoresken" Form des "Hauses der idealen Gärtner" angelegt ist, beschreibt eine verstärkte architektonische Auseinandersetzung mit Pflanzeneigenschaften, wie z. B. sich jeder Witterung oder jedem Boden anzupassen. Sie erweitert den Gedanken des "Intelligenten Hauses", das mit selbstregulativen Fähigkeiten ausgestattet ist und so flexibel auf Außeneinflüsse reagiert, daß zum Beispiel die Gesetze der Statik zugunsten der Gesetze der Biegsamkeit einer Pflanzenfaser ausdifferenziert werden und sich so das menschliche Denken dem pflanzlichen Sein respektvoll annähert. Die Pflanze wird wieder einmal zum kategorialen Vorbild für architektonische Lösungen, aber jetzt nicht nur wie einst unter symbolischen, sondern ganz wesentlich unter bionischen Vorzeichen.

Das Grün links unten entspricht dem "Tier". Außer den Ameisen und den Termiten baut kein Tier eine Behausung, die sowohl über als auch unter die Erde reicht, wodurch diese beiden Gattungen zu Bindegliedern mit der Pflanzenwelt und deren Weltmodellhaftigleit werden. Alle anderen Tiere bedienen sich entweder der Natur als Architektin, indem sie vorgefundene Höhlen oder Mulden benutzen oder sie sind selbst Primärarchitekten und bauen sich Nistplätze, graben Röhren, Gänge und unterirdische Räume. Viele der unterirdischen Tunnelsysteme belegen die Tendenz der Tiere "Körper-Architekturen" zu bauen: Der Bau oder das Nest ist genau auf die Körperform oder- Größe des Tieres abgestimmt, Bewegungsspielraum ist bei diesen Konstruktionen nicht vorgesehen. Architektur wird hier aus Sicherheitsgründen und zur Arterhaltung zur zweiten Haut. Diese Höhlenarchitektur als zentraler Ursprungsort sowohl des Körpers als auch des Geistes entspricht dem Menschen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium - in Bezug zur Menschheitsgeschichte und in der individuellen Entwicklung - nämlich als Embryo, aber auch noch später als Kleinkind. Die tierische Grube kann kriechend in einer Pappschachtel erlebt werden und war im Neolithikum eine Form der Schlafplatzgestaltung. Das zutiefst körperliche Erleben von Architektur ist uns Vorbild bei der Erfahrung innerhalb des "Hauses der idealen Gärtner". In ihm gibt es enge, körpernährende Bereiche, die in sprichwörtlich gestalteten Wohn-Landschaften zur zweiten Haut werden. Unter der Erde wird dem Keller seine "unterweltliche" Bedeutung in einem neuen Funktionszusammenhang zurückgegeben.

Das Rot links unten steht für den "Menschen". Verfolgt man die Entwicklung des Menschen in Bezug zur Architektur weiter, so richtet sich der Mensch im Laufe seiner Frühgeschichte langsam auf und auch seine architektonischen Leistungen wachsen unaufhaltsam in die Höhe. Der aufrechte Gang führt zu vertikalen Baulösungen, deren Grundschemata zunächst noch von der Natur abgeleitet sind. Aber auch der eigene menschliche Körper wird zum Vorbild für großangelegte Gebäudekomplexe. Dem Menschen liegt es, sich selbst mit all seinen Symmetrien im Außen gespiegelt zu sehen, sich selbst in Überlebensgröße abzubilden. Mit Le Corbusier wird das menschliche Maß architektonisch verinnerlicht und zum neuen Standard der Massenbauweise erhoben. Heute hat sich die einstige Utopie der gerechten Verteilung von Lebensraum mit Hilfe der Hochhauslösung als Fehlschlag entpuppt und die Postmoderne kehrte zu nicht minder problematischen Mittelformaten zurück, die jetzt schon als Kitsch zu entlarven sind. Das "Haus der idealen Gärtner" scheint in seiner einsamen Lage den privilegierten Zustand seines Besitzers zu beschreiben, die aber in unserer antizipierten Zukunft jedem zuteil wird, wenn er es will. Hier ist das menschliche Maß in allen erdenklichen Variationen mit den Maßen von Pflanzen und Tieren kombiniert und in Übereinstimmung gebracht. Die hier konstruierte Atmosphäre wird allen Lebewesen gerecht und sie können Zuversicht und Nahrung aus ihr aufnehmen. Das menschliche Maß ist hier weder Ausdruck des anthropozentrischen Ideals des Subjektes noch das Massenphänomen der Sozialbauweise, sondern ein bewußt konstruiertes Hybridgebilde, das sich seiner allseitigen Abhängigkeiten voll bewußt ist.

Das gelbe Viertel des Hausquerschnittes bezeichnet das Feld der "Energie". Seit Beginn des menschlichen Bewußtseins ist die Fähigkeit, mit technischen Hilfsmitteln Energie aus seiner Umgebung abzuziehen, zu transformieren und sich vielfältig nutzbar zu machen, für die Expansion dieser Gattung verantwortlich . Zunächst geschah das zum Schutz vor der Übermacht natürlicher Kräfte. Erst seit kurzem meint der Mensch, den Spieß umgedreht zu haben und sich die Erde im Sinne dieser Nutzbarmachung untertan gemacht zu haben. Wie diese weltweite Radikalausbeutung in absehbarer Zukunft von seiten der Natur geahndet werden wird, das läßt sich an den zunehmenden Umwelt-Katastrophen nur zu leicht ablesen. Die Ressourcen-Verknappung, die global jeden wie nie zuvor bedroht, bringt uns die Endlichkeit dieses Planeten zu Bewußtsein - eine Vorstellung, die bis zum 20. Jahrhundert gar nicht existierte. In Anbetracht dieser weltweiten Verstrickungen, die die Chaostheorie erst so richtig sichtbar machte, wird das utopische Denken selbstverständlich mit der "Logik der Rettung" konfrontiert. Der Spielraum des Utopischen hat sich dramatisch verkleinert, weil in rechnerunterstützten Prognosen das Machbare vom Unmachbaren schnell und weltweit unterschieden werden kann. Trotzdem vertrauen wir auf das Phänomen der Anregung und unsere künstlerische Fähigkeit dazu. Im "Haus der idealen Gärtner" wird durch die Annahme einer überschaubaren Bevölkerungsdichte eine energetisch- technische Ausgewogenheit antizipiert, die die Forderungen nach Nützlichkeit und Schönheit in einem spürbar stabilen Gleichgewicht hält.