Peter Arlt/Bittermann & Duka/ifau

TARNEN & TÄUSCHEN -
Operative Analyse / Getarnte Aktion / Angetäuschte Bildbilanz

Buchbeitrag zu: POLITICAL LANDSCAPE (POLITISCHE LANDSCHAFT) ,
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2001


"Tarnen&Täuschen" ist "Manövern" gewidmet, die bestehende Raumgrenzen und Verhaltensmuster anlösen und durch Überlagerung zu neuen Schnittmengen führen. Ort der "Getarnten Aktion" ist der Blumenladen am Haupteingang des Kölner Hauptbahnhofs, von dem im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofs nur noch das sockelartige Fundament - eingefasst von einem provisorischen Holzgeländer - übrig geblieben ist. Das Fundament wird spiegelsymmetrisch von der Fassade des Bahnhofs durchschnitten, so daß sich eine jeweils gleichartige Fläche innerhalb und ausserhalb der Bahnhofshalle bildet. An diesem vorgefundenen Ort installierte die "Getarnte Aktion" zwei alte, vom Gartenbauamt überlassene Bänke. Diese waren in Anspielung auf ein Wahlversprechen des neuen Kölner Oberbürgermeisters über 900 neue Sitzbänke jeweils mit einer kleinen Plakette versehen: "Bänke für Köln 1/900", bzw. "... 2/900". Inmitten der Betriebsamkeit des Bahnhofes entsteht damit ein Ort von geradezu idyllischer Abgeschiedenheit, der eine eigene, "dritte" Zeit beinhaltet. Genau auf der Trennlinie zwischen privatisiertem und öffentlichem Raum gelegen, spiegeln sich in der Fassade nicht nur die Bänke und ihre neuen Nutzer, sondern auch verschiedene Formen des Verstehens und Gebrauchens von Stadt: auf der einen Seite die vielgeschmähte "Domplatte" aus den 70er Jahren mit ihren "Stadtbalkonen" und Treppenläufen, auf der anderen Seite die neuen Ladenpassagen des umsatzoptimierten Bahnhofes.