Plan der Gesamtansicht (M: 1:500), Urs Füssler
DIE DRITTE KAMMER - SAMENKAPSELN (Warschau/Berlin 2002)

Wettbewerbsteilnahme zur Neugestaltung der
"Deutschen Botschaft in Warschau", Polen,
mit Urs Füssler (Architekt, Berlin)
Bittermann & Duka (Künstler, Berlin)
Stephan Bracht (Landschaftsarchitekt, Münster)
René Meurich (Statiker, Berlin)



Das Gesamtkonzept (Wettbewerbstext)


Leitidee

Der Pavillon steht im Garten. Liegt, wie ein Blatt im Wald, leicht, gebogen und unendlich agil, balanciert zwischen den Stämmen der grossen, karrigen Bäume. Der Respekt vor dem Alten durch die Setzung des Neuen: dies ist die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Polen.

Städtebauliches Entwurfskonzept

Der Pavillon hat weder Vorder- noch Rückseite und keine Fassade. Der Aussenraum ist prägend. In der Zusammenarbeit von Architekt, Landschaftsarchitekt und Künstler entsteht hier, wie in der Diplomatie, ein Gelände, das sich zugleich ausweitet und mit seinem Nachbarn – dem großzügig angelegten Stadtpark am Kamm der Weichselböschung – verschmilzt, sich andererseits bis ins eigene, Innerste hinein- und zurück zieht. Der Baumbestand bleibt somit weitestgehend erhalten. Das wesentliche gestalterische Element ist die Erzeugung mehrerer "Orte", von denen der Pavillon nur einer ist. Durch das Errichten von Clustern aus bis zu drei Meter hohen Betonsamenkapseln verstärken die "Orte" vorhandene Stimmungen. Es gibt keine Wege, die Pflege ist extensiv, Flugsamen. Die Erdmodulationen entwickeln die vorhandenden Unebenheiten des Erdreichs, integrieren so die Gesamtanlage. Der Obstbaumhain wird aufgeforstet. An der Stelle des mittleren alten Gebäudes tritt der Platz für ein Zelt. Feste. Bänke laden zum Verweilen ein.

Nutzungskonzept

Kanzlei und Residenz sind zwei. Die Botschaft ist eine. Mehrzwecksaal und Bibliothek der Kanzlei sind ohne Schleuse durch den grossen Eingang sowie über die luftige Aussentreppe zu erreichen, bedient durch eine Vorfahrt von Westen. Die Rechts- und konsularische Abteilung der Kanzlei sind durch den kleinen Eingang, zu Fuss und von Norden erschlossen. Die Residenz betritt man von der gedeckten Vorfahrt unterhalb oder über die entsprechende Freitreppe. In beiden Körpern legen sich klassische Raumabfolgen in runde Gehäuse, Lichthöfe ermöglichen sowohl introvertierte wie auch nach aussen gerichtete Räume. Zu einem Ganzen werden die Körper durch die variabel zu öffnende Aussenhaut. Sie verbindet jedoch nicht nur Kanzlei und Residenz, etwa durch die Verbindung von Salon mit Mehrzwecksaal. Sie gewährleistet zusätzliche Sicherheit, in dem sie sich wie eine tiefe Schicht um die beiden Körper schmiegt.

Konstruktion, Material Sichtbeton, Natursteinverkleidung, Glas.
Energieversorgung Heizung mit Brennwerttechnik, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung.
Investitionskostenschätzung
Kostengr. 200 (Herrichten und Erschliessen): 1 Mio EUR;
Kostengr. 300 (Bauwerk-Baukonstruk-tionen):
6,9 Mio EUR; Kostengr. 400 (Bauwerk
technische Anlagen): 2,6 Mio EUR;
Kostengr. 500 (Aussenanlagen): 1,4
Mio EUR; Kostengr. 600 (Ausstat-
tung): 2 Mio EUR. Gesamtkosten:
13,9 Mio EUR.